Osthuesheide/Bonnenkamp
48167 Münster-Angelmodde
Wohnungsgesellschaft
Große Lodden GmbH
2013
Architektur
Bauphysik
Tragwerksplanung
Holzbau:
Zimmerei Sieveke GmbH, Lohne
und
Brüggemann Holzbau GmbH & Co. KG, Neuenkirchen
Die Wohnsiedlung Osthuesheide in Münster ist ein typischer Wohnungsbau aus den 1960er Jahren – inklusive Asbestfassaden, die jede "normale" Sanierungsmaßnahme sehr langwierig und kostenintensiv machen. ARCHPLAN entwickelte zusammen mit externen Partnern vorgefertigte Holzbauelemente (TES-Fassadenelemente), mit denen die Außenfassade schnell und ohne Räumung der Wohnungen energetisch ertüchtigt werden konnte. Die bestehende asbesthaltige Außenfassade wurde dabei, ohne sie zu bearbeiten, dauerhaft in die neue Gesamtkonstruktion eingebunden.
Die Ausgangslage der stark sanierungsbedürftigen Siedlung mit 126 Wohneinheiten war enorm herausfordernd und aus bautechnischer wie ökonomisch, ökologisch und sozialer Perspektive kaum mehr tragbar. Es zeigte sich, dass die Konstruktion der zwei- und viergeschossigen Gebäude aus Betonhohlblocksteinen mit Stahlbetondecken und einer Fassade mit beidseitig beplankten Asbestzementplatten-Styropor-Holzlatten-Verbundkonstruktionen statisch wenig tragfähig war. Auch wenn in der Vergangenheit bereits eine teilweise energetische Sanierung mit Wärmedammverbundsystem auf EPS-Basis durchgeführt wurde, war die Siedlung weit entfernt von modernen Standards und Bauqualität. Dies zeigte sich nicht nur in den zahlreichen Betonabplatzungen und Bewehrungskorrosionen, sondern auch in einem mitteleren Energiebedarf von 210 KWh/(m²a).
Aus rein bautechnischer Sicht wären der Ausbau und Ersatz der Leichtbaukonstruktionen als Instandsetzungsmaßnahme die beste Wahl gewesen. Der Austausch der Fassadenelemente hätte jedoch eine kostenintensive Asbestsanierung mit all den dazu gehörenden Sicherungsmaßnahmen ausgelöst. Den Bewohnern hätte außerdem für den Zeitraum der Sanierung eine Ersatzwohnung angeboten werden müssen. Und schließlich handelt es sich bei der Wohnsiedlung um eine Wohnungseigentümergemeinschaft. Stark differierende Interessen der einzelnen Eigentümer ließen lediglich eine Instandsetzung des Gebäudes zu. Außerdem musste die Gebäudeansicht nach der Sanierung möglichst genau dem vorherigen Zustand entsprechen. Es galt daher, baurechtlich lediglich eine reine Fassadeninstandsetzung umzusetzen.
Aus genannten Gründen musste eine kreative Lösung gefunden werden, die trotz der Einschränkungen die Energieeinsparverordnung EnEV 2009 Altbau (140-Prozent-Regel) erfüllen sollte. Nach Prüfung aller Parameter entschieden sich das Team von ARCHPLAN zum Einsatz einer vorghängten TES-Fassade.
Vor der Fertigung der TES-Fassadenelementen durch die Firmen Sieveke und Brüggemann, wurde zunächst eine Gebäudescannung vorgenommen, um die Elemente individuell und millimetergenau zu planen. So entfielen die Wärmebrücken und die ursprüngliche Fassadenoptik konnte optimiert werden. Gleichzeitig erlaubte die hohe Vorfertigung der Außenfassade (TES) eine Sanierungszeit von einer Woche je Gebäude bei Vollbelegung.
Nach der Gesamtsanierung, die neben der Fassade auch die Dachbodendämmung beinhaltete, reduzierte sich der Heizwärmebedarf der Wohnanlage auf 101 kWh/(m²a) und das ohne in die asbesthaltige Bausubstanz einzugreifen. Die Sanierung der Wohnsiedlung Ostehuesheide zeigt damit das Potential der TES Energy Facade bzw. des Holzbaus im Bereich des Wohnungsbaus.